Ab Mitte Juni gibt es ihn nun schon, den neuen Freestyler von R-Sky. Seit einiger Zeit schießen die 2,20m Freestyler wie Pilze aus dem Boden und natürlich haben sich auch einige davon in meine Tasche verirrt.
Der Shooter ist ein echter R-Sky Drachen! Shape und Design sind typisch für die von Roger Tessa Gambassi seit Jahren erfolgreich geführte Edelschmiede. Richard Debray und die R-Sky Team-Piloten räumen mit diesem Drachen seit einiger Zeit ordentlich ab und zeigen, dass Frankreich lenkdrachentechnisch immer noch absolut oben mitmischt!
Die von mir getestete Ultra Version hat einen empfohlenen Verkaufspreis von 289€ und ist, bis auf den Kiel mit Skyshark 3 und 5PT bestabt. Die etwas günstigere Variante kostet 249€ und ist, mit P300 und gezogener Kohlefaser etwas einfacher bestabt.
Er ist durchweg modern und auf freestyle getrimmt aber kaum overpitched.
Für seine Größe macht er schon gewaltig Dampf und so kam es dann auch, dass er mir bei rund 25kmh eine 40er Liros zerriss. Thema Leinen, an 25m geflogen fand ich den Shooter recht hektisch, aber auch schön verspielt. Er hat dann weniger die Möglichkeit zu laufen und fordert vom Piloten schnelle Reaktionen und Slackcontrol. 5m mehr und er zeigt sich deutlich erwachsener. An 35m Leinen wurde er mir dann wieder etwas zu indirekt – daher meine Empfehlung: der Shooter gehört an 25m bis 30m und zwar zwischen 40-68dan Bruchlast.
Diese Power will auch kontrolliert werden, umso besser das Roger ihn mit der Möglichkeit konfiguriert hat, Ecken auf engstem Raum zu fliegen. Dieser Drache hat einen dermaßen engen Drehradius das ungeübte Piloten anfangs evtl. ihre Schwierigkeiten haben könnten die gewünschten 90° nicht zu überschießen. Aber man gewöhnt sich recht schnell daran, dass der Shooter hart ums Eck geführt werden möchte.
Das Fluggeräusch ist dabei eher blechern, die fehlende Schleppkantenabspannung und der doppelt abgenähte Saum erzeugen einen nicht zu lauten aber durchaus gleichmäßigen Ton.
Geflogen bin ich den Shooter bei Wind zwischen 5 kmh und 55kmh. Empfehlen würde ich Wind zwischen 10kmh und 34kmh. Darunter verliert man ihn relativ häufig und der Vortrieb reicht oft nicht um vernünftig zu fliegen. Über 30kmh wird er sehr zugstark, löst die Tricks aber dennoch sehr leichtgängig aus. Das Zusammenspiel von viel Druck und dem wenigen Slack-Bedarf, erforderten, zumindest bei mir anfangs einiges an Eingewöhnung, da man tendenziell dazu neigt auch sehr stark auszulösen wenn der Drachen so stark zieht. Es wirkt anfangs sogar etwas unverhältnismäßig, macht dann aber durchaus Sinn.
Der Geradeauslauf ist, dank des enormen Drucks natürlich dementsprechend gut. Ausgestattet mit einer Dreipunktwaage benötigt er auch keine besonderen Push-Pull Befehle um sauber aus der Ecke zu beschleunigen. Speedcontrol ist keine besondere Stärke des Shooters, so setzt er Böen schon mal sehr direkt in Vortrieb um, da helfen auch nicht die großzügig eingesetzten Nylon Paneele .
Der Shooter neigt bei hart geflogenen Turns oder Loops zum Überdrehen, das kam vor allem bei Wind unter 10kmh und zu kurzen Leinen (unter 25m) zum Vorschein. Ich flog den Testdrachen fast ausschließlich auf dem ersten Knoten (flachstes Setup). Auch bei böigem Wind fehlt im sonst häufig Vortrieb, so kann es schon mal passieren, dass er einem nach der Axelwende so dermaßen verreckt, dass er einfach Richtung Boden fällt.
Trickflug
Ein paar Eigenheiten hat er, aber ich würde den Shooter dennoch als einen sehr gängigen und ausgewogenen modernen Freestyler betiteln.
Ausgelegt auf alle modernen Tricks verfügt der Shooter über eine aggressive Horizontalachse, ohne allerdings wie blöde im Turtle fest zu hängen. Der Turtle ist tief, aber nicht wie bei manch anderen aktuellen Schleudern mit auto-lift versehen. Das macht 2 Punkt Landungen ab 10kmh zur quality-time schlechthin! Ein so enger Drehradius ermöglicht es einem die Kiste auch unter Vollast auf engsten Raum brachial auf die Flügel zu knallen ohne Angst haben zu müssen ihn im Turtle zu verlieren, dazu sollte man die Leine SEHR kurz halten!
YoYos gehen sehr schnell ohne unkontrolliert zu werden. Aus dem Fade wickelt der Shooter noch schneller und so habe ich bei Wind um 20kmh WapDoWaps zelebriert bis die Wiese zu ende war – ein Hochgenuss!
Negatives wie YoFade und CrazyCopter gelingen ebenso einfach, erfordern, im Gegensatz zu gestreckten Kites wie dem Toxic oder Vortex aber ein etwas genaueres Setup, dafür kommen sie dann aber auch genauer und sehen, meiner Meinung nach, besser aus.
Ein großer Kritikpunkt stellt, meiner Ansicht nach, der Druckaufbau im gewickelten Zustand dar! Möchte man gewickelt weiter fliegen, fängt der Shooter an zu pumpen. Sobald er Strömung aufnimmt schwingt sich der Kite über die Horizontalachse auf und an einen normalen Weiterflug ist nicht mehr zu denken. Grund hierfür ist vermutlich ein zu weit unten montierter YoYo Stopper.
Der Shooter braucht eine sehr konzentrierte Slackhand, sonst verliert man ihn, wie oben schon geschrieben. Die TAZ Machine braucht einen sehr kurzen ersten Impuls und sofortige Bestätigung durch den zweiten, anderenfalls verliert man die Kontrolle hier sofort und der Shooter wickelt. Hat man sich erst einmal an diese kurzen Steuerbefehle gewöhnt, belohnt einen der Shooter, ohne viel Aufwand mit wundervollen TAZ Cascaden!
YoYo TazMachines sind super einfach, da er so minimale Befehle für die Taz braucht und danach null Ambitionen hat gewickelt weiter zu fliegen – er wickelt bei viel und wenig Wind eigenständig aus.
Er dreht wahnsinnig schnell bei der Axelwende, so dass man auch bei der Axelcascade sehr kurze, harte und schnelle Befehle geben muss um ein überdrehen zu verhindern.
Eine „runtergeschraubte“ Axelcascade braucht dann schon etwas Druck im Segel.
Im Pancake hat er erst sehr weit hinten einen kleinen toten Punkt, dieser ist gut umgehbar. Er kommt eher schnell und wacklig in den Fade bzw. neigt dazu die Nase recht weit hoch zu nehmen. Wenn dann kein Strömungsaufbau folgt, schwingt sich der Drachen auf und wird instabiler – gut, das ist bei jedem modernen Trickdrachen eben so.
Der Backspin ist, auch ohne genaues Setup sofort auslösbar. Die Schnelle Rotation über den Rücken lassen eine enorme Geschwindigkeit im Backspin zu. Genau diese erfordert dann allerdings auch ein SEHR starkes Abstoppen für die Backspin Cascade. Wird der Shooter für den gegenläufigen Backspin nicht hart, genau und unmissverständlich abgestoppt, verweigert er Rotationen in die Gegenrichtung gänzlich!
Cometen sind mit dem Shooter etwas eigen. Vom Durchrollen zur Sperrigkeit ist es nur ein kleiner Schritt und so braucht es ein exaktes, hartes Händchen um ihn einigermaßen stationär bzw. gleichmäßig ohne großen Höhenverlust zu fliegen. Findet man diesen Punkt nicht, verpufft einiges an Energie im (in diesem Moment) zu weich wirkenden Flügel. Gewährt man allerdings zu viel Leinendurchhang quittiert er das mit anderthalb Rotationen und anschließendem total-Druckverlust
Cynique funktionieren, auch bei mir (nicht meine Paradedisziplin) relativ einfach. Goffen (so fern man dies möchte) kann man den Shooter auch relativ simpel. Geführte Multi Lazys (La Pedale) sind egal bei welchem Wind eher nicht seine Stärke, da der Shooter zwar tief, aber eben nicht besonders stabil im Turtle liegt. Normal ausgelöste Multi Lazys sind hingegen sehr unproblematisch.
Als mir die DC40 riss, war der spontane Druckverlust so immens, dass sich die untere Querspreize von der Muffe zog. Das passierte mir auch während ich bei rund 7Bft Cometen flog. Beides waren extrem Situationen, für die der Shooter nichts konnte 😉
Daten und Verarbeitung
Die von R-Sky angegeben Maße konnte ich nicht nachvollziehen, so habe ich eine Standhöhe von rund 93cm und lediglich eine Spannweite von 210cm (mit Stangen 220cm), bei einer Leitkanten Länge (ohne Stange) von 135cm messen können.
Das Gewicht liegt bei rund 260g, wovon 10,5g in Messingform am Kielende zu finden sind. Der mittlere Waageschenkel ist etwas unterhalb des Mittelkreuzes angebracht, der Äußere findet seinen Platz aber direkt unter dem Verbinder.
Der Kiel ist lediglich aus 6mm gezogenem CFK. Die Nase ist aus grobem Cordura, der obere Scheuerschutz aus Dacron. Die Standoffverstärkungen sind großzügig mit Mylar ausgestattet und die Standoffaufnahmen sind minimal anders zu den gängigen Varianten mit einer kleinen Fase versehen. Ansonsten Näht R-Sky überall da, wo es Sinn macht und spart sich überflüssige Schnörkel. Genauigkeit und verarbeitete Materialien sind hochwertig und sinnvoll!
Der Shooter ist, in meinen Augen ein gelungener Drachen um unkompliziert Spaß zu haben, so kam es dann schon mal vor, dass ich bisher noch ungekannten Leinensalat vorfand 🙂
Ein Gedanke zu „Der Shooter von R-Sky“
Klasse Bericht,besser geht nicht.